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Fragen an Thüringer Schriftstellerinnen und Schriftsteller
Jens-Fietje Dwars
Reihe »Fragen an Thüringer Schriftstellerinnen und Schriftsteller« / Thüringer Literaturrat e.V.
1. Was verbindet Sie, nicht nur beim Schreiben, mit Thüringen?
Ein Ankerplatz seit 33 Jahren, von dem aus alle Weltmeere erreichbar sind – auf See und im Kopf.
2. Was bringt Sie zum Schreiben?
Freude, Leid, Zorn, Überfülle des Herzens und Hunger nach Verständigung.
3. Führen Sie Tagebuch oder ähnliche Aufzeichnungen, die Ihnen beim literarischen Schreiben helfen?
Mein »Tagebuch« sind die allmorgendlichen zwei Stunden, in denen ich Mails beantworte. Kein Fazzebock. Leider auch keine Traum-Notizen.
4. Haben Sie feste Schreibstunden? Was/wer hält Sie vom Schreiben ab? Sind Sie ein Prokrastinateur?
Wenn ich an einem Buch schreibe, dann täglich, nach der Mailerey, bis 18 Uhr. Doch im Alltag steht neben dem Schreiben das Gestalten eigner und fremder Bücher, das Planen und Auffüllen der Thüringer Literaturzeitschrift Palmbaum, das Entwerfen von Ausstellungen und Filmporträts, Werbung, Bettelbriefe, Abrechnungen und Tausend andre Widrigkeiten des Läbens.
5. Ihr Lieblingsort – in Thüringen oder anderswo?
Mein liebster Ort war der Kollegienhof, Gründungsort der Jenaer Universität im einstigen Kloster, ein unwirklicher Ort der Stille im Herzen der pulsierenden Stadt, wo nur die Bienen in einer 150-jährigen Linde summten – bis ein Blitz den Baum gefällt hat. Nun braucht sein Nachfolger ein Menschenalter, um den Raum zu füllen. Bis dahin bin ich auf der Suche nach einem Ersatz.
6. Wo haben Sie das Thema zu Ihrem letzten Buch gefunden?
Auf der Straße.
7. Ihr Lieblingsbuch?
Es gibt zu viele Bücher, die ich liebe. Zwei mögen die Spannweite andeuten: »Der alte Mann und das Meer« und »Die Ästhetik des Widerstands«. Was sie verbindet? Mein Bücherregal.
8. Haben Sie schon einmal etwas bereut, das Sie geschrieben haben?
Die besten Bücher sind die ungeschriebenen.
9. Was war für Sie Ihr größter Erfolg?
Die Bestätigung von Irene Henselmann, ich hätte – als ein Nachgeborener – in meiner Becher-Biographie ihre eigene Zeit so erzählt, wie sie selbst sie erlebt habe.
10. Welches Wissensgebiet interessiert Sie neben der Literatur am meisten?
Geschichte: die Wiederkehr des Immergleichen in immer neuer Gestalt.
11. Was ist für Sie Stil?
Haltung.
12. Wer ist für Sie die bedeutendste Person in Thüringen oder anderswo?
Meine Frau, die mich leben lässt.
13. Hat man neben dem Schreiben noch Lust auf Bücher und Lesen – oder halten Sie es mit Kurt Tucholsky: Das bißchen, was ich lese, schreib ich mir selbst?
Bücher sind nicht nur zum Lesen da. Die Lust beginnt beim Blättern, beim Betasten des Papiers, steigert sich mit dem Gleichklang von Bild und Text und gipfelt im Genuss des Gesamtkunstwerkes Buch. Solche Bücher sind Kraftpakete: Speicher von Lebensenergien, die sich über die Grenzen von Raum und Zeit hinweg mitteilen.
14. Ihr Lieblingsschlager oder Lieblingsvolkslied?
Ich höre lieber Bowie, Hendrix oder Yes, es dürfen auch Element of Crime sein – oder Mozart.
15. Haben Sie ein (Lebens-)Motto?
»Nichts Menschliches ist mir fremd.«
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