Personen
Wilhelm Friedrich Hermann Reinwald
Orte
Thema
Literarisches Thüringen um 1800
Andreas Seifert
Thüringer Literaturrat e.V.
Schloss Elisabethenburg, erbaut zwischen 1682 und 1692, war bis 1918 Residenz der Meininger Herzöge. Für Friedrich von Schiller hatte das Meininger Schloss eine zweifache Bedeutung. Während seiner Asylzeit im nahegelegenen Bauerbach von Dezember 1782 bis Juli 1783 bezog er aus der hier befindlichen Bibliothek allerlei Bücher. Diese besorgte ihm sein damaliger Intimus und späterer Schwager Wilhelm Reinwald, der im Schloss seinen Arbeitsplatz hatte. Über diesen Abschnitt im Leben des Dichters gibt im Schlossmuseum die Dauerausstellung »Asyl für Schiller!« genauere Auskunft. Außerdem ist Friedrich von Schiller in der Dauerausstellung des Literaturmuseums Baumbachhaus (Burggasse 22, ca. fünf Minuten Fußweg) präsent.
Direkten Kontakt mit dem Schloss oder zumindest dessen Umgebung hatte Schiller bei seinem zweiten Aufenthalt im Meininger Land. Dieser fiel in den Spätherbst 1787. Damals besuchte Schiller in Bauerbach seine Gönnerin Henriette von Wolzogen. Nach Meiningen zog ihn seine inzwischen mit Reinwald verheiratete Schwester Christophine. Auch traf er hier einen guten Bekannten, den Maler Johann Christian Reinhart, wieder. Dieser wohnte als Gast des Herzogs Georg I. im Schloss. Dabei kam es auch zu einer Begegnung mit dem Meininger Fürsten.
In Meiningen habe ich mit dem Herzoge Bekanntschaft gemacht, es war mir aber nicht möglich, sie fortzusetzen, denn der Mensch ist gar auf der Welt nichts. Mit Reinhardt war ich oft zusammen, er ist noch ganz der alte und brave Kerl. (…) Mit dem Herzoge lebt er en bon ami, ohne sich zu geniren, sonst wäre es auch nicht auszuhalten.
Im Vorfeld seiner Heirat mit Charlotte von Lengefeld wurde das Meininger Schloss –genauer: der Schlossherr – für Schiller erneut bedeutungsvoll. Durch ihre Bindung an einen Bürgerlichen gingen der Braut ihre Adelsprivilegien verloren. Dieser Verlust sollte durch den Zugewinn des Hofratstitels für den künftigen Gatten kompensiert werden. So wandte sich der frühere Rebell am 22. Dezember 1789 in demutsvollen Worten an den zwei Jahre zuvor noch verächtlich angesehenen Herzog Georg:
Durch zwey Silben, gnädigster Herr, können Sie meinen Wunsch erfüllen, und dieses Geschenk würde aus den Händen Euer Herzoglichen Durchlaucht einen vorzüglich hohen Werth für mich haben. (…) Ich ersterbe mit der tiefsten Verehrung Euer Hochfürstlichen Durchlaucht unterthänigst treu gehorsamster Friedrich Schiller.
Welch Gesinnungswandel! Georg I., der sich gerne mit Dichtern und Künstlern umgab und seine kleine Residenz am liebsten zu einem zweiten Weimar gemacht hätte, dürfte es eine Freude gewesen sein, Schillers Bitte zu erfüllen. Wie ein Neujahrsgeschenk empfing Schiller bald darauf die zwei Silben »Hofrat« aus dem Meininger Schloss.
Abb. 1: Meininger Museen, Foto: Manfred Koch. Mit freundlicher Genehmigung der Meininger Museen. Abb. 2: Foto: Jens Kirsten. Abb. 3: Ölgemälde, Johann Heinrich Schröder zugeschrieben.
›Literaturland Thüringen‹ ist eine gemeinsame Initiative von
Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen · Thüringer Literaturrat e. V. · MDR-Figaro · MDR Thüringen – Das Radio
Gestaltung und Umsetzung XPDT : Marken & Kommunikation © 2011-2025 [XPDT.DE]
© Thüringer Literaturrat e.V. [http://www.thueringer-literaturrat.de]
URL dieser Seite: [https://www.literaturland-thueringen.de/artikel/schiller-in-meiningen/das-schloss-elisabethenburg/]