Aus dem Reichsministerialengeschlecht der Vögte von Weida gingen die Fürsten von Reuß hervor. Ihr Sitz war bis 1427 die gut erhaltene, sich inmitten Weidas befindende Osterburg. Dadurch gilt Weida als »Wiege des Vogtlandes«. Elisabeth von Weida (1460–1532), Tochter des Weidaer Vogts Heinrich XXI., war die bedeutendste Äbtissin des Stifts Gernrode. Mit dem Geschlecht verbandelt war vermutlich auch der spätere Erfurter Dominikanerprediger Marcus von Weida (um 1450–1516), der in seinen Traktaten (»Spigell des ehlichen ordens«, 1487) immer wieder auf die Bedeutung des Glaubens für die Erlangung der Gnade Gottes hinwies und damit Martin Luther vorgriff.
Der 1643 in Plauen geborene Theologe und Astronom Georg Samuel Dörffel starb 1688 in Weida. Dörffels Hauptwerk »Betrachtung des Großen Cometen« (1681) wurde von dem Leipziger »Literaturpapst« Johann Christoph Gottsched (1700–66) als bedeutendes wissenschaftlich-literarisches Buch seiner Zeit gewürdigt. – Dörffel war von 1684 bis zu seinem Tod Superintendent in Weida. Ein Epitaph mit ganzfigurigem Porträt erinnert in der Marienkirche an ihn, daneben am alten Pfarrhaus befindet sich eine Gedenktafel für ihn.
Karl Erdmann Hering wurde 1856 in Weida geboren. Er besuchte das Gymnasium in Gera und reiste später als Kaufmann durch Europa und Afrika. Lange Zeit lebte er in Alexandria und ab 1907 in Berlin. Er war zunächst mit Lustspielen (»Strafe muss sein«, 1893; »Rendezvous«, 1897) erfolgreich, bevor er in der Nachfolge von G. Ebers in Ägypten spielende Romane (»Die Orden des Prinzen Riza«, 1904; »Ramses der Zweite«, 1909) verfasste.
Der Dramatiker, Erzähler und bedeutende Sagensammler Paul Quensel, der später auch unter dem Pseudonym Alexander Wieden schrieb, wurde 1865 in Weida geboren. Bekannt wurde er mit der Musikerkomödie »Das Alter« (1903), die von 50 Theatern bis hin nach Berlin aufgeführt wurde. Von Quensels umfänglichem heute vergessenen erzählerischen Werk sind die »Drei Novellen« (»Der Mückenjäger«, »Meister Zinserling«, »Der Letzte«, 1912) erwähnenswert, die in einem fiktiven »Wiedenbruck« (hinter dem sich Weida versteckt) spielen; auch der Roman »Am Tage Margaretae« (1935), angesiedelt im 17. Jh., spielt teilweise in Weida und auf der Osterburg. Quensel starb 1951 in Weimar, sein Grab befindet sich auf dem historischen Friedhof.
1925 traf sich in Weida (»Weidaer Konferenz«) der Engländer Aleister Crowley (1875–1947) mit deutschen Okkultisten und ließ sich zum »Weltheiland« ausrufen. Mit dabei Albin Grau (1884–1971), Produzent des ersten deutschen Horrorfilms »Nosferatu. Symphonie des Grauens«, der 1922 unter Regie von Friedrich Wilhelm Murnau entstand.
Für den 1955 in Weida geborenen Liedermacher und DDR-Oppositionellen Stefan Krawczyk war die Stadt seiner Kindheit und Jugend »eine der tristesten der Welt«. In dem autobiographischen Roman »Das irdische Kind« hat er 1993 die kleinen Leute der Mozartstraße und des Schreberberges eindrucksvoll beschrieben, auch die harte Arbeit vieler Weidaer im Uranbergbau, von denen nicht wenige wie sein Vater früh starben.
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