Lokation
Wielandstraße 16
99510 Oßmannstedt
Person
Zugehörige Gemeinde
Gebiet
Literarische Museen und Gedenkstätten
Weiterführende Informationen
Detlef Ignasiak
Detlef Ignasiak, Das literarische Thüringen, Bucha 2018.
Erbaut wurde das Gut in der Nähe von Apolda im Auftrag des Reichsgrafen Heinrich von Bünau. Zwischen 1762 und 1775 nutzte Herzogin Anna Amalia das barocke Gutshaus als Sommersitz. 1797 kaufte Christoph Martin Wieland das Anwesen.
Christoph Martin Wieland erwarb das Oßmansteder Erblehngut, das Heinrich von Bünau hatte erbauen lassen und Anna Amalia bewohnt hatte, am 15. März 1797 für 22.000 Reichstaler. Zu ihm gehörten 64 Hektar Acker- und Wiesenland, Triften für die Schafhaltung, ein Teichgarten mit Fischbesatz und 10 Hektar Wald, zudem das zweiflüglige Gutshaus, kleinere Gebäude (nicht erhalten) sowie ein großer Garten und Streuobstwiesen (mit 300 Bäumen).
Die Gerichtsherrlichkeit, das Kirchenpatronat und die Jagdgerechtigkeit wurden dem neuen bürgerlichen Besitzer, sehr zu dessen Verdruss, nicht gewährt. Wieland zog mit Ehefrau, zwei Söhnen, vier Töchtern und vier Enkelkindern ein. Auf dem Gut arbeiteten drei Mägde und zwei Knechte; in den Ställen standen 4 Pferde, 14 Rinder, 5 Schweine, 80 Schafe und Federvieh. Von diesem eher schmalbrüstigen Anwesen wollten 12 Familienmitglieder leben, von denen keiner von der Agrarökonomie auch nur einen leisen Schimmer hatte, am wenigsten der Gutsherr selbst.
Dieser erhoffte sich in seinem »Oßmantinum« (so genannt nach Horaz’ »Sabinum«) eine Neugeburt als Dichter. Wielands »Oßmantinum« entwickelte sich schnell zu einem Anziehungspunkt für Besucher. Johann Gottfried Herder und Karl Ludwig von Knebel kamen schon am 21. Mai 1797, Goethe mit Knebel am 19. Juni. Elisa von der Recke, Rudolph Zacharias Becker und K. A. Böttiger folgten am 26. Juni 1797. Zu den Besuchern gehörten Johann Diederich Gries, Jean Paul, Johann Daniel Falk, Corona Schröter, Wielands Verleger Johann Joachim Göschen, ebenso Friedrich Justin Bertuch.
Im Sommer und Herbst 1799 besuchte ihn hier seine einstige Verlobte Sophie von La Roche »nach beinahe 30 Jahre gedauerter Trennung«. Die einst gefeierte, doch nun abseits in Offenbach lebende Romanautorin »wurde aufgenommen als älteste und geliebteste Freundin“. Dagegen waren Clemens Brentano und seine Geliebte Sophie Mereau nicht gelitten; als diese nicht abreisen wollten, begab sich Wieland nach Weimar. Friedrich Carl von Savigny, Herzogin Anna Amalia, die Herder und Jean Paul mitbrachte, machten Wieland ihre Aufwartung.
Im Mai 1800 kam Sophie Brentano, die Enkelin S. von La Roches (die Wieland wegen ihrer Augenklappe liebevoll »Augenstern« nannte und als »schönste weibliche Seele, die jemals auf Erden erschien« bezeichnete), ein zweites Mal. Nach seiner Rückkehr aus Italien Mitte August 1802 wurde der schon berühmte Reiseschriftsteller Johann Gottfried Seume für zwei Tage von Wieland »mit väterlicher Güte« aufgenommen. Anfang November 1802 brachte Ludwig Wieland aus der Schweiz den jungen Heinrich von Kleist mit nach Oßmannstedt. Dieser gewann schnell das Vertrauen Wielands und arbeitete in der Mansarde am »Robert Guiscard«, dessen Manuskript er bald verbrennen sollte.
Zudem erlebte Wieland hier persönliche Tragödien. 1798 starb seine Tochter Friederike, 1800 die jugendliche Freundin Sophie Brentano und 1801 seine Ehefrau Anna Dorothea in Oßmannstedt. Am 18. April 1803 verkaufte Wieland das Gut und zog zurück nach Weimar.
Im Wielandmuseum befindet sich eine Ausstellung zu Leben und Werk des Dichters. In den historischen Räumen befinden sich Möbel und Gegenstände aus Wielands Besitz. Im Wielandpark befindet sich nahe der Ilm das gemeinsame Grab Wielands, seiner Ehefrau und Sophie Brentanos.
Foto: Jens Kirsten
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