1875 Prag
1926 Valmont bei Montreux, Schweiz
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Marie K. Gentzel
René Maria Rilke wurde am 4.Dezember 1875 in einer deutschsprachigen Familie in Prag geboren. Er verlebte eine schwierige Kindheit, die er später abwechselnd als Paradies verklärte oder als Schreckenswelt darstellte. Seine Eltern trennten sich, als er noch sehr jung war. Zudem hatte seine Mutter Phia Rilke den Tod ihres ersten Kindes, eines Mädchens, nicht verwunden und erzog ihren Réne mehr wie eine Tochter, denn einen Sohn. Dieser Hintergrund erschwerte Rilke auch seine Zeit an der Militärrealschule in St. Pölten, die ihn auf eine Offizierslaufbahn vorbereiten sollte. Er verkraftete die strenge Erziehung nicht und war oft krank. Von seiner zweiten Schule wurde er verwiesen, da er eine Affäre mit einem älteren Kindermädchen einging. Beide Erfahrungen, seine instabile Gesundheit als auch die erste Liebesbeziehungen deuteten bereits Konstanten auf Rilkes künftigem Lebensweg an. Er sollte ein stets kränkelnder Erwachsener werden, der seine wechselnden Romanzen mit lyrischen Briefen unterhielt.
Auch widmete sich Rilke bereits jetzt dem Schreiben. Während seiner Studienzeit in Prag erlangte er Stadtbekanntheit als junger Dichter. Später setzte er seine Studien der Philosophie, Kunst, Literatur und Rechtswissenschaften in der damaligen Kulturmetropole München fort. 1897 lernte er dort Lou Andreas-Salomé kennen, die ihm zugleich Lehrerin, Freundin und Geliebte wurde. Durch sie erhielt seine dichterische Laufbahn weiteren Antrieb. Er änderte auf ihr Anraten seinen Zwitternamen René in den eindeutig männlichen Rainer. Später machte er über sie Bekanntschaft mit Leo Tolstoi und Sigmund Freud. 1899 unternahm Rilke mit dem Ehepaar Andreas-Salomé eine erste Reise in Lous Heimat Russland. Eine zweite mit der Freundin allein folgte 1900. Rilke, der zuvor in das Prager Stadtleben verliebt gewesen war, begeisterte sich nun für weite Landschaften. Nach seiner Rückkehr wurde sein autobiographisches Werk »Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke« ein großer Erfolg.
Von 1900 – 1904 zog Rilke in die Künstlerkolonie im Torfbauerndorf Worpswede ein. Dort heiratete er die Bildhauerin Clara Westhoff. Seine einzige Tochter Ruth wurde geboren. Doch die Ehe währte unter finanziellen Nöten nicht lange. Beide trennten sich Freundschaft, um besser der jeweiligen Arbeit nachgehen zu können. 1904 traf einen weiteren namenhaften Bildhauer: Auguste Rodin führte Rilke durch die Kunstszene in Paris. Die bekanntesten Dinggedicht Rilkes entstanden, wie »Das Karussell« und »Der Panther«. Zwischendurch unternahm er zahlreiche Reisen, unter anderem nach Italien, Schweden und Ägypten. Er lernte Sidonie Nádherý von Borutín kennen, die ihn in ihrem anhaltenden Briefwechsel als »treue[n] Freund, Berater u. Wegweiser« beschrieb.
1910 – 1913 weilte Rilke drei Mal in Weimar. Seiner Schwester schreibt er, Weimar sei, »sehr schön«, gegenüber Helene von Nostitz bezeichnet er es dann doch wieder als »nicht so unbedingt schön«. In dieser Zeit geriet Rilke in eine jahrelang anhaltende Schaffenskrise. Seine »Duniesier Elegien« konnte er erst Jahre später fertig stellen. Im ersten Weltkrieg musste er der österreichischen Armee beitreten, wurde dank seiner einflussreichen Freunde aber schon bald wieder entlassen. Seine Liebhaberinnen, darunter nun auch Marie von Thurn und Taxis und die verheiratete Malerin Lulu Albert-Lasard waren zugleich seine Mäzeninnen. Er dankte seinen Gönnerinnen mit herrlichen Briefen aus den Ortschaften zu denen er sich zum jeweiligen Zeitpunkt seinen Urlaub spendieren lassen hatte. 1919 übersiedelte er in die Schweiz. Dort fand er in einem mittelalterlichen Bau, dem Turm von Muzot, ein Domizil für sein spätes Schaffen. 1920 schrieb ihm Lisa Heise, die sich nun einige Jahre in Weimar aufhielt, einen Brief. Die 37-jährige Klavierlehrerin wurde von ihrem Mann als Alleinerziehende und in finanzieller Not allein gelassen. In ihrer prekären Lage war ihr Rilkes »Buch der Bilder« seelischer Trost, für den sie sich in ihrem Brief bedankte. Rilke schickte eine lange Antwort zurück und führte die Korrespondenz nach Thüringen noch einige Jahre fort.
Als sich Rilkes Gesundheitszustand unvermittelt verschlechterte, zog er sich mehr und mehr auf seinen Turm von Muzot zurück. Am 29. Dezember 1926 starb Rainer Maria Rilke in der Schweiz an Leukämie.
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