Die wenige freie Zeit, die Lisa neben ihrem Arbeitsalltag bleibt, nutzt sie zum Schreiben. Verschiedene Zeitschriften drucken ihre Gedichte und Kurzgeschichten. Zudem arbeitet sie an einer längeren Erzählung und hegt die heimliche Hoffnung, irgendwann einmal vom Schreiben leben zu können. In die Jenaer Zeit fällt auch die Veröffentlichung des Briefwechsels mit Rainer Maria Rilke. 1930 erscheint unter dem Titel »Briefe an eine junge Frau« in der Leipziger Insel Bücherei der bekannte schmale Band mit 10 Briefen des Dichters. Allerdings wird die Identität der Empfängerin durch den Herausgeber, Rilkes Schwiegersohn Carl Sieber (1897–1945), nicht preisgegeben. Erst als Lisa Heise auf Wunsch eines Kreises von Rilke-Freunden 1934 in der von Victor Otto Stomps (1897–1970) gegründeten Berliner »Rabenpresse« ihre eigenen 16 »Briefe an Rainer Maria Rilke« herausgibt, erfährt das Publikum, um wen es sich bei der »jungen Frau« handelt.
Im Frühjahr 1938 erhält Lisa Heise ihre Kündigung und bekommt eine kleine finanzielle Abfindung ausgezahlt. Unerwartet wird ihr in dieser Situation ein mehrmonatiger, nahezu kostenloser Aufenthalt am Lago Maggiore zuteil, vermittelt von einer Schweizer Verehrerin ihres Briefwechsels mit Rilke. Als auch nach der Rückkehr aus Italien noch immer keine neue Stelle in Aussicht ist, fasst Lisa den Entschluss, durch einen Umzug nach Meiningen ihrem inzwischen verwitweten Vater beizustehen.
Abb. 1: Umschlag der Insel-Bücherei von 1930 / Abb. 2: Photographie um 1900, unbekannter Photograph / Abb. 3: Umschlag der Raben-Presse von 1934 / Abb. 4: Frontispiz des Bandes »Briefe an Rainer Maria Rilke«, Berlin 1934.
›Literaturland Thüringen‹ ist eine gemeinsame Initiative von
Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen · Thüringer Literaturrat e. V. · MDR-Figaro · MDR Thüringen – Das Radio
Gestaltung und Umsetzung XPDT : Marken & Kommunikation © 2011-2025 [XPDT.DE]
© Thüringer Literaturrat e.V. [http://www.thueringer-literaturrat.de]
URL dieser Seite: [https://www.literaturland-thueringen.de/artikel/lisa-heise-in-thueringen/briefe-an-eine-junge-frau-briefe-an-rainer-maria-rilke/]