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Patrick Siebert
Detlef Ignasiak: Das literarische Thüringen, Bucha 2014.
Hermann I. von Thüringen (reg. 1190–1217) machte seinen Hof »zum berühmtesten Mittelpunkt der höfischen Dichtung in Deutschland« (Joachim Bumke). Als gesichert gelten kann bei den meisten mittelalterlichen Dichtern nur, dass sie am Landgrafenhof gesungen haben. Da auch Hermanns Hof ein Reisehof war, ist der genaue Ort nicht feststellbar. Als Erster im Reigen der höfischen Dichter ist Heinrich von Veldeke (vor 1150-nach 1190) zu nennen, dessen mehrjähriger Aufenthalt in Thüringen einem Diebstahl zuzuschreiben ist. 1175 las von Veldeke während der Hochzeitsfeierlichkeiten von Margarete von Kleve mit Ludwig III. aus seinem unvollendeten Epos »Eneit«, welches von Heinrich dem jüngeren Bruder des Bräutigams entwendet wurde und nach Thüringen kam. Dessen früher Tod brachte Hermann I. in den Besitz des Werkes, der von Veldeke nach Thüringen holte und ihm das Werk zurückgab, welches dieser hier vollendete. Zeitgleich ließ Hermann Herbort von Fritzlar eine Trojadichtung zukommen, aus der dieser sein »Liet von Troye« entwickelte.
1201-03 war Wolfram von Eschenbach (1175/85-nach 1220) mehrfach am Landgrafenhof, wo ihm der Landgraf die Vorlage zum »Willehalm« zur Verfügung gestellt hat. Hier entstanden Teile des »Parsifal«. Eschenbach war einer der bedeutendsten und erfolgreichsten Epiker des deutschen Mittelalters, wovon die reiche Überlieferung seiner Texte zeugt. Wahrscheinlich ist ein Zusammentreffen mit Walther von der Vogelweide (um 1170-um 1230) am Landgrafenhof. Walther, der im Landgrafen »der Düringe bluome« (Thüringens Blume) fand, gehörte mit Unterbrechungen von 1201–14 zum Hofstaat Hermanns I. Zwar gefiel Walther zu Beginn seines Aufenthaltes das Hofleben nicht, was auch seiner sozialen Stellung geschuldet sein könnte, aber der freigebige Landgraf überzeugte den Minnesänger von drei längeren Aufenthalten.
Bei einigen Dichtern lässt sich über die Verbindung zum Hof Hermanns nur spekulieren. Albrecht von Halberstadt könnte im Auftrag seine Reimübersetzung der Ovid‘schen »Metamorphosen« im Auftrag des Hofes verfertigt haben. Auch Eike von Repgow, der Schöpfer des »Sachsenspiegels« ist in den Urkunden des Landgrafen verbrieft. Die Anwesenheit des Heinrich von Morungen (um 1160–1222) ist nicht sicher, aber durch dessen Wirkung auf Sänger wie Walther von der Vogelweide möglich.
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