Am Abend des 10. Mai 1933 wurde Willy Katz auf dem Berliner Opernplatz Zeuge, wie Studenten in SA-Uniformen Bücher bedeutender Schriftsteller, Denker und Wissenschafter auf Scheiterhaufen verbrannten. Diese zentral durchgeführte »Aktion wider den undeutschen Geist« gehörte zum Judenboykott vom 1. April 1933 und fand in über 70 anderen Orten in Deutschland statt. Der links denkende Journalist, der aus dem fernen Galizien stammenden Jude, der schon einmal die Heimat verlassen musste, fühlte: In Deutschland war er seines Lebens nicht mehr sicher. Am 15. Mai 1933 besuchte er in Leipzig noch einmal das Grab seiner Mutter und verabschiedete sich am 16. Mai von seinem Vater in Gera. Er sollte ihn nie wiedersehen.
Am 17. Mai verließ er Deutschland und fuhr mit dem Zug nach Frankreich. Die erste Station seines Exils hieß Lyon. Konnte er ohne Identitätskarte und Arbeitserlaubnis hier bleiben? Ein Mitarbeiter der »Liga für Menschenrechte« hilft ihm. Willy Katz, der sich nun Henry William Katz, abgekürzt H. W. Katz, nannte, begann eine schwere Zeit. Er fand dennoch einen Job in einem Restaurant, spülte zehn Stunden lang jedes Wochenende Gläser und konnte sich nur eine Mahlzeit am Tag leisten.
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