Der 4. September 1857 beginnt verregnet und ungemütlich. Andersen klagt über anhaltendes Bauchweh. Begibt sich trotzdem hinaus, um den Wieland gewidmeten Platz nebst der ehernen Skulptur zu besichtigen. Andersens Unwohlsein macht es nötig, bei Buchhändler Voigt in der Marienstraße einen Pfefferminztee zu trinken, von wo er sich nun geschützt vor den Unbilden des Wetters dem Anblick des schönen Platzes ganz widmen kann. Unversehens wird es Zeit, Richtung Theaterplatz aufzubrechen, denn die Enthüllung des Goethe- und Schiller-Denkmals naht. Vom Theaterplatz begibt er sich in die Wielandstraße 29, wo ihn der Hausherr Doktor Ulmann bereits erwartet. Der seinerzeit noch mögliche Blick auf das Hoftheater und die einstweilen noch verhüllte Figurengruppe ist ausgezeichnet, weshalb er den denkwürdigen Augenblick, jenen große[n] Moment, als von der Dichtergruppe Schiller und Goethe der Schleier fiel, bewegt genießen kann.
Andersen bemerkt einen weißen Schmetterling, der – gleich ihm vor dreizehn Jahren, als er zwischen den Särgen der Dichter tändelte – sich nicht entscheiden kann, auf welches Dichterhaupt er sich niederlassen soll. Mit diesem Bild eines sich schließenden Lebenskreises vor Augen verlässt Andersen das Fest und zwei Tage später Weimar. Dieses Mal für immer.
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