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Bereits im Juni 1852 war Andersen mit Amalie von Groß und der Familie Beaulieu-Marconnay ins benachbarte Tiefurt gefahren, um dort den neu gestalteten Park zu besuchen, der von Eduard Petzold nach Plänen Pückler-Muskaus gestaltet worden war. Vieles sollte nach Vorstellung des theatral gesinnten, auf Weltgeltung bedachten Fürstenhauses noch folgen. Bereits zu Lebzeiten Carl Friedrichs hatte Erbgroßherzog Carl Alexander seinen Freund Andersen teilhaben lassen an seinen Vorstellungen eines zukünftigen Weimar – wenn er denn einmal seines Vaters Stelle einnehmen sollte. Nach dessen Tod im Jahre 1853 nahmen diese Ideen konkrete Züge an. Ein Museum will ich bauen lässt er Andersen wissen dahinein soll die schöne, colossale Statue Goethes kommen, die wir aus Rom mitgebracht haben und ein Monument für meinen Großvater soll sich davor erheben und ein Conservatorium der Musik erziele ich und jene Goethestiftung, die wie ein verborgener Schatz schon ein paar Mal aufgetaucht ist. An Ehrgeiz und Visionen mangelte es dem kunstsinnigen Monarchen nicht.
Vier Jahre nach seinem Amtsantritt lud Carl Alexander auch nach Weimar, um das erste Repräsentationsobjekt seiner Macht der Öffentlichkeit vorzustellen. Der junge Herzog hatte ein überlebensgroßes Figurenensemble in Auftrag gegeben, zwei Männer, stehend in würdiger Pose und einen Lorbeerkranz in den Händen haltend. Sie sollten den Vorplatz des Hoftheaters zieren. Die Körpergrößen hatte man ein wenig anzupassen, schließlich überragte der Dichter des »Don Carlos« den des »Fausten« um mehr als zwanzig Zentimeter. Ansonsten sollte es recht schlicht gehalten bleiben, ohne unnötigen Zierrat. Und bis zum 4. September 1857, dem 100. Geburtstag Carl Augusts sollte es fertig sein. Als ob man sich der Welt wieder in Erinnerung bringen wollte, wurden die Feierlichkeiten zu Ehren des alten Herren über mehrere Tage gestreckt. Und die Welt versprach, zu kommen.
Nicht so Andersen. Zwar war er gleichfalls geladen, jedoch hatte sich das einst herzliche Verhältnis der beiden ehemals Unzertrennlichen merklich abgekühlt und der Schriftsteller sah keine rechte Neigung, der Bitte um Erscheinen zu folgen. Nach einigen Monaten des Ausweichens und Hinhaltens sprach der ungeduldig werdende und keine Widerrede duldende Monarch ein Machtwort, respektive eine gepfefferte Drohung aus Also ich erwarte Sie in Weimar, so Gott will, sonst erkläre ich ihnen den Krieg. Der 52-jährige Dichter fügte sich nun doch in sein Schicksal und reiste an. Vielleicht wußte er, dass es das letzte Mal sein sollte.
Foto 1, 2: Ansichtskarten um 1900 / Foto 3, 4: Jens Kirsten
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