Personen
Ort
Altes Rathaus – Historische Bibliothek Rudolstadt
Thema
Literarisches Thüringen um 1800
Matthias Biskupek
Die Exkursion entstand im Rahmen eines Projektes der Literarischen Gesellschaft Thüringen.
Viele Bücher genießt ihr, die ungesalznen, verzeiht …
Die Rudolstädter Elle außen am Gebäude ist doch anders beschaffen, als gewöhnliche Ellen, nämlich länger. Schiller war ja auch für damalige Verhältnisse außergewöhnlich lang: Einsachtzig.
Ein Freund beschreibt ihn als eine Art Storch, wie er, »ohne die Knie recht beugen zu können«, durch die Welt stakst. Wer seine Knie nicht gut beugt, wirkt leicht lächerlich – obwohl doch die Verbieger und Verbeuger die Lächerlichen sind. Auf die Lengefeld-Schwestern wirkte er nicht lächerlich, sondern anziehend – wir aber wissen, dass zunächst vor allem die Rudolstädter Bibliotheken ihn anzogen.
Schiller ging im Frühsommer 1788 gern in die Ketelhodtsche Bibliothek, damals am Markt 4 gelegen. Das Ketelhodtsche Palais ist heute am Neumarkt und wird derzeit verschiedenen Umbauplänen unterworfen.
Carl Gerd von Ketelhodt war so etwas wie der erbliche Ministerpräsident des Schwarzburger Fürstentums. Schiller: »Er gehört zu einer grotesken Species von Menschen«. Seine »für einen Particulier erstaunend große Bibliothek« enthielte »schöne und selbst rare Werke«, aber nichts richtig! Meinte Schiller. Damals waren das 10 000 Bände. Um sie nutzen zu dürfen, mußte Schiller, wie er schrieb, »ein Supier aushalten«. Ketelhodt hatte seine Bibliothek bereits seit 1785 öffentlich gemacht.
Hier findet man auch den ersten Roman von Caroline von Wolzogen. »Agnes von Lilien« (1798). Wenn sie schon den Schiller nicht kriegen konnte, wollte sie wenigstens wettdichten mit ihm. Schiller druckte das Ganze in seiner Zeitschrift »Die Horen«. Und weil dort der Text anonym veröffentlicht wurde, hieß es: das ist vom Goethe! Später hat Caroline weitere Romane geschrieben. »Cordelia« heißt ihr letzter. Und worüber? Über Dreiecksgeschichten.
Am 8. Juli 88 besichtigte Schiller auch die Bibliothek auf dem Schloss – sie waren wieder als Glückskleeblatt dort: Schiller, der täppische gehörnte Ehemann Beulwitz und der Schwestern beide. Anschließend stiegen alle auf den Turm –
Abb. 1, 2: Foto: Jens Kirsten / Abb. 2: Foto: Jens-Fietje Dwars.
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