Personen
Ort
Strickschule in der Weinbergstraße
Thema
Literarisches Thüringen um 1800
Matthias Biskupek
Die Exkursion entstand im Rahmen eines Projektes der Literarischen Gesellschaft Thüringen.
Und lehret die Mädchen und wehret den Knaben
Schillers eigentliche Geliebte zu der Zeit, Frau von Kalb, war auch eine Charlotte. Natürlich verheiratet. Auch deren Mann weilte stets auswärts. Die Kalb beherbergte und finanzierte Schiller in Weimar, in den Monaten vor, zwischen und nach seinen Rudolstädter Abstechern, um nicht Seitensprünge zu sagen. Nachdem sie dann 1789 vom Verlöbnis ihres geliebten Schiller mit Demoiselle Lengefeld hörte, machte sie eine schreckliche Szene – ganz Weimar klatschte darüber.
Was hier stolz vor uns aufragt, ist ein Beweis für die Stärke der Frauen und die Gutherzigkeit der Rudolstädter. Und des gutherzigen Fürsten, damals. Die Strickschule. Begründet vom späteren Fürsten Ludwig Friedrich dem Zweiten, genannt LF II, dem Kinderfreund Lottes, weshalb er sie »Schwesterchen« nannte.
Hier engagierte sich dieser gebildete Fürst. Für arme Mädchen, damit sie lernen können und Geld verdienen. Schillers Kinder waren ähnlich wohltätig, später.
Wir greifen an dieser Station vor: Schiller hatte bekanntlich vier Kinder mit der nachmaligen Hofrätin, der guten Lotte – sie war 24, als sie heiratete, Schiller 30 – erst kamen Ernst und Franz, dann Caroline und Emilie, die letzte entstand gemeinsam mit Wilhelm Tell, 1804. Die vorletzte nun, Caroline, war nach der Schwägerin und vermutlich einst Heißgeliebten benannt. Die nun gründete eine Höhere Töchterschule, die später als Schillerschule dort stand, wo heute das Rudolstädter Kino ist. Zuvor war sie in der Augustenstraße, jetzt August-Bebel-Straße, unweit der einstigen Lengefeldschen Gärten.
Erst als die Schillerschule an den jetzigen Standort, eine ehemalige Kaserne am Bayreuther Platz, umzog, wurde aus der Namenspatronin Caroline von Schiller, verheiratete Junot, wieder der Patron Friedrich Schiller.
Hier in diesem Gebäude jedenfalls strickten und stickten und spannen und taten und machten – wie de Rudlschdädder sagen – die armen Töchter der Hauptstadt und des ganzen Fürstentums. Oben ragt die Residenz auf mit ihren Günthers und Georgs und Ludwigs von Schwarzburg – unten gibt’s Botengänge im Dienste der Klassik.
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